St. Stephanus

 

Die Illinger Kirche in ihrem Ursprung ist sicher älter als 1150 Jahre. Sie bezeugt wie kein anderes Bauwerk in Illingen die lange Geschichte des Ortes, der als Letoltingos erstmals urkundlich 893 erwähnt wird. Sprachgeschichtlich betrachtet gehört Illingen zu den ältesten germanischen Siedlungen im 6. und 7. Jahrhundert. Es war eine fränkische Sippensiedlung auf der Anhöhe um die Urkirche. In einer Urkunde wird sie als Mutterkirche der Kapelle von Schiffweiler genannt. Der Bischof von Metz verleibte sie dem Stift Neumünster bei Ottweiler zu dessen wirtschaftlicher Festigung ein.
Die Kirche gehört seit ihrer Gründung zu Metz, zum Archidiakonat Saarburg und zu Archipresbyteriat Neumünster. Das Patronat kam mit dem Kloster an die Grafen von Nassau Saarbrücken, die es 1625 an die Gerichtsherren von Kerpen verkauften. Bis zum Ende ihrer Zugehörigkeit zu Metz (bis 1803) stand die Kirche unter dem Patrozinium von zwei Heiligen, dem Hl. Stephanus als erstem Märtyrer und Glaubenszeugen und dem Hl. Clemens, dem ersten Bischof von Metz. Seit 1803 hat sie nur noch den Hl. Stephanus zum Schutzpatron.             

   

Grabungen während der Instandsetzungsarbeiten am unteren Turmgeschoss (der jetzigen Taufkapelle) beweisen, dass es mehrere in Stein ausgeführte Vorgängerbauten der Kirche gab: eine gotische aus dem 12. Jahrhundert auf romanischen Resten und unterhalb eine noch ältere Schicht. Das wohl älteste Kunstwerk an der Kirche ist ein altrömischer Grabstein, etwa aus dem 4. Jh. Er ist in die Südostecke des Turmes eingebaut worden. Solche Steine nennt man Spolien; sie sind wiederverwendet von früheren Bauwerken.   

Bauakten zur Kirche liegen bis ins 18. Jahrhundert nicht vor. 1717 ist ein erster, schon bald zu kleiner Erweiterungsbau bezeugt. 1789 bis 1791 folgt der Neubau, der heute noch steht. Architekt ist Peter Reheis aus Blieskastel (1738-1804), der ein Schüler von Friedrich Stengel war. Reheis nutzte die Enge des Platzes, indem er die Kirche nord-südlich ausrichtete. Früher war die Kirche geostet, d.h. der Altar und Chorraum zeigten nach Osten. Um die Gräber der Kerpen nicht zu gefährden, erhöhte er den Boden der Kirche um drei Schuh. Den um ein Stockwerk erhöhten, stehengebliebenen Ostturm, lehnte er an die Mitte der Ostseite des Längsschiffes an.

Der Turm, weithin sichtbares Wahrzeichen von Illingen, hat einen fein abgestuften Helm aus Zwiebel und Laterne, eine in unserer Region eher unübliche Form. 1883 erhielt der Turm sein Turmkreuz und erreicht damit eine beachtliche Höhe von 47 Metern. 

 

 

 

Über dem heutigen Eingang mauerte man das Ehewappen der Erbauer des Erweiterungsbaues von 1717 ein: Ferdinand von Kerpen und seine Ehefrau Agnes, Anna Franzspies von Bullersheim. 

 

Die Kreuzigungsgruppe von Matthias Weiser neben dem Hauptportal stammt, wie die Inschrift angibt, aus dem Jahr 1798.

 

 

 

 

Die Kirche ist eine einschiffige barocke Halle. Der verputzte Bruchsteinbau mit fünf Fensterachsen misst im Innern 14,15m in der Breite und 37,95m in der Länge.

Am 9. September 1791 konnten die Reliquien des alten Altares übertragen werden. Am 14. September 1791 benedizierte Pfarrer Marx im Auftrag des Bischofs von Metz die katholische Pfarrkirche von Illingen auf den Titel des Erzmärtyrers Stephanus.
Die Innenausstattung der Kirche besteht aus wahrhaft künstlerischen Kleinodien sakraler Kunst, die bis ins Mittelalter zurückreichen. Pfarrer Klerren, der bis dahin Prior eines Dominikanerklosters in Trier war, hat aus der Kirche seines Klosters, die abgerissen wurde, 1803 folgende Stücke der Innenausstattung mit nach Illingen gebracht:  den barocken Hochaltar, zwei barocke Seitenaltäre, die Barockkanzel mit den freigeschnitzten Figuren der vier Evangelisten, zwei barocke Beichtstühle, die Kommunionbank, drei Sessel, fünf wertvolle Leuchter aus Holz und ein kostbares Gewand, das heute leider nicht mehr vorhanden ist.

Darüberhinaus sind noch einige weitere Kunstwerke in der Illinger Pfarrkirche zu bewundern: die Taufkapelle, der ehemalige Altarraum der geosteten Urkirche im Mittelalter mit Kreuzrippengewölbe, Reste gotischer Freskomalerei, zwei gotische Spitzbogenfenster (auf romanische Rundbogenfenster aufgesetzt), die Statue der hl. Elisabeth von Thüringen. Der Boden der jetzigen Taufkapelle befindet sich auf dem Niveau der Urkirche; fünf Stufen führen zur Kapelle hinab. Außerdem ist ein hölzernes Kruzifixus (Mitte des 15. Jh.), die Grabplatte Heinrichs von Kerpen, eine barocke Christusfigur, eine Marienfigur (18. Jh. Hochbarock), die Statue der hl. Katharina von Siena (Spätgotik, burgundischer Raum), eine Dreifaltigkeitsgruppe (1680 Rokoko, Schlosskirche Süddeutschland), zwei Barockengel (etwa 300 Jahre, aus der Gegend von Baden Baden) und die hl. Maria Goretti zu bestaunen.

Quelle: H.D.Kiehn, Pfarrkriche St. Stephanus zu Illingen. Von der Urkirche zur Gegenwart (eine Kurzinformation).